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Stefan Steinmetz
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Mars First - Mit dem One Way Ticket zum Mars(27) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Die gesamte Einwohnerschaft der Marskolonie war in der Kuppel zugange.
Arne und Ethan hängten Lampen an Stromleisten, die mittels Kettenzügen in der Höhe variierbar waren. Laura pflanzte mit Antje Setzlinge in die vorbereiteten Beete. Lindy-Flindy war bei ihnen. Die Kleine arbeitete wacker mit. Sie stellte sich erstaunlich geschickt an und nebenbei lieferte sie ständig Bodenanalysen. Wenn sie eine Erdbeerpflanze gesetzt hatte (nicht zu tief! Das Herz muss überm Boden liegen!), steckte sie ihren Fühler ins Erdreich und maß den PH-Wert und andere Parameter.
„Dieses Beet braucht Kaliumdünger“, verkündete sie.
„Kalium?“ Laura kniete neben dem Robotermädchen nieder.
Ethan kam von der Leiter herunter: „Frag den Perchlorator. Der kann dir das liefern.“ Er lachte übers ganze Gesicht. „Arne ist der perfekte Chemiker. Stimmt’s Mister Heuermann? Du kannst den Mädels Kaliumdünger liefern?“
„Klar“, meinte Arne. Er schraubte eine LED-Lampe in die Fassung. „Laura hat das Zeug im Boden bei den West Hills gefunden. Wollt ihr es in fester oder flüssiger Form?“
„Flüssig wäre besser“, sagte Laura. „Dann könnten wir die Beete gießen, die Kalium benötigen.“ Sie drückte Lindy-Flindy. „Unser Supergirl wird uns sagen, wo wir welches Mineral einsetzen müssen. Sie ist wirklich eine große Hilfe für uns.“
Das Robotermädchen wirkte geschmeichelt. Es sauste auf surrenden Raupen zum nächsten Beet und steckte den Fühler in den Boden. „Wenig Stickstoff“, sagte sie.
Laura lächelte sie an: „Das ist in Ordnung, Kleines. Dort kommen die Stangenbohnen hin. Die bilden den Stickstoff an ihren Wurzeln mithilfe von Knöllchenbakterien. Die brauchen fast keinen Stickstoffdünger. Siehst du die Stangen aus Plastik? An den Fuß jeder Stange kommen jeweils fünf Bohnenkerne in den Boden. Aber nicht zu tief.“
„Bohnen wollen die Glocken läuten hören“, zitierte Lindy-Flindy aus ihrer Bibliothek. Sie hatte Bücher über Gartenbau zu Dutzenden gespeichert. Sie kam zu Laura und schaute in die kleine Plastikwanne, in der Schachteln mit Samen standen. „Feuerbohnen oder Stangenbohnen?“
„Du kannst den Unterschied erkennen?“ Laura war verblüfft. Es war seltsam, wenn Lindy-Flindy sich einerseits wie ein kleines Kind benahm und andererseits über gigantische Mengen an Wissen verfügte. „Also, pass auf, Darling: Die Feuerbohnen kommen da hinten hin, wo nicht ganz so viel Licht hinfällt. Die kommen damit gut klar. Hier vorne stecken wir Stangenbohnen. Achte auf die Beschriftung der Samenschächtelchen. An den Stangen hängen Schildchen mit den Namen der unterschiedlichen Sorten. Die Samen müssen an der richtigen Stelle gesteckt werden. Wir wollen so viele Sorten wie möglich ausprobieren.“
„Lindy-Flindy passt gut auf“, rief das Robotermädchen. Es schnappte sich einige Schächtelchen und rollte davon. Laura sah zu, wie es mit seinen kleinen Händchen Bohne für Bohne an der richtigen Stange in der Erde versenkte.
„Gut“, sagte Laura. Sie griff nach ihrem Laptop. „Ich trage das hier ein und ...“ Sie riss die Augen auf. „Aber … wie …?“
Auf dem Bildschirm war eine schematische Darstellung der Kuppel zu sehen. Man erkannte die einzelnen Beete. Es gab Beschriftungen wie „Bohnenbeet, Stangenbohnen“ oder „Möhren und Pastinaken“, „Sonnenblumen“, „Küchenkräuter“. Auf dem Beet, an dem Lindy-Flindy arbeitete, erschienen neue Beschriftungen: „Neckarkönigin“, „Blauhilde“, „Kentucky Wonder“, „Trebona“, „Blue Lake“, „Beurre de Saint-Fiacre“, „Northeaster“.
„Das ist ja ...“, sagte Laura. „Lindy-Flindy? Wie machst du das?“
Das Robotermädchen schaute von seiner Arbeit auf und lächelte sie an: „Lindy-Flindy macht mit Bluetooth. Alles auf Lauraliebs Computer. Hat Lauralieb nicht so viel Arbeit.“ Sie versenkte fünf Bohnenkerne rund um eine Stange. „Saxa“, erschien auf Lauras Computerbildschirm, genau an der richtigen Stelle. „Jetzt muss ich eine Gießkanne holen und alles gießen. Damit die Bohnen keimen.“ Lindy-Flindy surrte zu dem kleinen zentralen Teich. Dort hingen mehrere Gießkannen. Sie wählte eine, die fünf Liter fasste, füllte sie mit Teichwasser und fuhr zum Bohnenbeet zurück. Sorgfältig goss sie die Saat.
„Sie ist wirklich unglaublich“, sagte Laura zu Antje. „Deine Robotertochter ist ein Wunderkind.“
„Ganz recht. Ein Roboterkind“, rief Ethan, der mit einer Handvoll LED-Lampen die Leiter hinaufstieg. „Um ein echtes Kind zu kriegen, fehlt es einwandfrei an der nötigen Action, was?“ Er lachte.
Laura sah Antje an, dass sie die Bemerkung nicht mochte. Die Holländerin sagte nichts, aber sie war unangenehm berührt. Diesmal kam Laura Ethan nicht zu Hilfe. Sie blieb still. Es war Zeit, mit dem kindischen Gestichel aufzuhören, fand sie.
Sie kümmerte sich darum, die Samen in die Beete zu bringen, während Maus Setzlinge pflanzte. Lindy-Flindy war abwechselnd bei jeder von ihnen und half fleißig.
„Das wird ein großer Garten“ verkündete sie fröhlich und zählte auf, was sie alles aussäten und anpflanzten: „Möhren und Pastinaken, Schwarzwurzeln, Weißkohl, Rotkohl, Blumenkohl, Rosenkohl, Pflück- und Kopfsalat, Tomaten, Dicke Bohnen, Stangenbohnen, Feuerbohnen, Sonnenblumen, Mais, Kürbis, Schnittlauch, Petersilie, Pfefferminze, Radieschen, Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren.“ Bei den Beeren erwähnte sie, dass man aus den Blättern einen schmackhaften Haustee bereiten konnte.
Dann zählte sie weitere Gewächse auf: „Erbsen, Sellerie, Linsen, Zwiebeln, Paprika, Gurken, Kohlrabi, Lauch und Kresse. Knoblauch auch!“ Sie wuselte zum anderen Ende der Kuppel, wo kleine Äckerchen vorbereitet waren: „Hier kommt das Getreide hin. Weizen und Roggen. Dinkel. Die Halme werden angehäufelt wenn sie noch jung sind, dann verzweigen sie sich und bringen drei bis sieben Ähren. Das kann Lauralieb.“
Als Laura eine Kiste mit Pflanzkartoffeln brachte, kam sie angesurrt: „Kartoffeln. Festkochende und mehligkochende.“ Sie sagte sämtliche Sorten auf, die in der Kiste lagen. Als Laura die Kartoffeln mit einem scharfen Gärtnermesser zerschnitt, riss sie ihre künstlichen Augen auf: „Lauralieb schneidet die Kartoffeln durch!?“ Einen Moment stand das Roboterchen stocksteif. Lindy-Flindy suchte in ihrer Bibliothek. Dann ging ein Lächeln über ihr Gesicht: „Wenn man Kartoffeln teilt, wachsen aus jedem Auge neue Kartoffelpflanzen. Aus einer Kartoffel wird eine Kartoffelpflanze. Aus einer dreigeteilten Kartoffel werden drei Pflanzen. Drei Pflanzen bringen mehr Ernte.“
„Wir brauchen Kompost“, sagte Laura.
„Kommt schon!“ Ethan schleppte zwei Eimer herbei. Er half, den Kompost im Kartoffelbeet zu verteilen.
Laura schaute ihm zu. Ethan schuftete wie ein Ochse. Er half überall mit und hatte sich sogar von seinen Solarzellenrahmen losgeeist, an denen er seit einer Woche arbeitete. Arne hatte ihn gefragt, ob er ihm etwas bauen könnte, mit dem man Solarzellenflächen schräg in die Sonne stellen konnte, eventuell sogar beweglich.
Ethan hatte sich mit Feuereifer an die Arbeit gemacht und schon einen Tag später einen leichten Rahmen präsentiert, den zwei Leute problemlos tragen konnten. „Davon kann ich dir so viele machen, wie du haben willst“, hatte er zu Arne gesagt. „Wir stellen sie weiter draußen im Halbkreis um die Kolonie auf. Das Kabel, das den Strom zu den Habitaten leitet, verlegen wir unterirdisch, damit keiner mit dem Rover drüberbrettert.“ Er präsentierte einen kleinen Elektromotor am hinteren Ende des Rahmens: „Der kann die Neigung der Solarpaneele so verstellen, dass sie stets im optimalen Winkel zur Sonne stehen. Wird per Fernsteuerung aus der Kolonie bedient. Den Strom für die Arbeit holt sich der kleine Motor aus den Solarzellen.“
Arne war begeistert gewesen und hatte Ethan in den höchsten Tönen gelobt.
Seitdem arbeitete Ethan in jeder freien Minute an den Rahmen. Leider hatte er deswegen seine Pläne für eine zweite Kuppel nicht aufgegeben. Er wollte sie unbedingt bauen, so bald es ging.
Nachdem alle Samen ausgesät und die Setzlinge im Boden waren, pflanzte Antje ihre aus Kernen gezogenen Apfelbäumchen an verschiedenen Stellen in der Kuppel. „Wir werden spätestens in zwei Jahren unsere ersten Äpfel ernten“, verkündete sie. Sie lachte fröhlich. „Noch sind die Bäumchen winzig, aber schon bald werden wir sie schneiden müssen, damit sie die Kuppel nicht überwuchern.“
„Hätten wir die Aufblaskuppel aus der Voraus-Mission, könntest du noch mehr Bäume pflanzen“, meinte Ethan. „Ich mag Äpfel. Na, wir werden demnächst mit der zweiten Kuppel anfangen, nun wo wir hier drinnen so gut wie fertig sind.“
Nach getaner Arbeit gingen sie duschen. Das Abendessen nahmen sie in der Kuppel ein. Sie hatten einen freien Platz gelassen, auf dem einmal Gras wachsen sollte. Dort stellten sie Tische und Stühle auf.
Sie aßen gemütlich zusammen. Laura gefiel es ausnehmend gut. Es fühlte sich beinahe an, als säßen sie im Freien. Die Kuppel war fantastisch. Lindy-Flindy sauste auf den Wegen zwischen den Beeten herum und scannte mit ihren Kamera-Augen jedes Detail. Schließlich verblüffte sie Laura mit einer perfekten 3-D-Darstellung der Kuppel auf dem Laptop.
„Kann Lauralieb Kuppel im Computer gucken“, verkündete das Robogirl.
Laura musste lächeln. Lindy-Flindy war zu goldig. Das fanden auch die Menschen auf der Erde. Lindy-Flindy hatte eine riesige Fangemeinde. Vor allem Kinder wollten mit ihr kommunizieren. Sie erhielt eine Fülle an Videonachrichten und musste in Mars TV immer wieder die Fragen der Kinder beantworten. Sogar die Zwillinge der Bishops hatten ihr eine Nachricht geschickt, in der Penelope und Abigail Lindy-Flindy zu sich nach Hause einluden. Sie wollten ihr den elterlichen Park zeigen und ihre Segelschiffchen.
Die Fans hatten sich zusammengetan und ein Spendenkonto für Mars First eingerichtet. Sie wollten Solarzellen und LED-Lampen kaufen und mit einer privaten Rakete zum Mars schicken, weil die Kolonisten möglichst bald die zweite Kuppel errichten wollten. Es kamen Millionen zusammen. Laura konnte es kaum glauben. Es lag allein an Lindy-Flindy, weil die immer wieder auf ihre kindlich nette Art erklärte, dass „Ethan, Arne, Antje und Lauralieb unbedingt ganz, ganz viel Strom brauchen.“ Die nächste Kuppel musste ja auch beheizt werden. Lindy-Flindy war niedlich. Man musste sie einfach mögen.
„Wie still es ist“, sagte Laura. „Hier drinnen brummt und gurgelt nichts. Es rauscht nichts und es surrt und fiept nichts. Die Lüftung, die warme Luft in die Kuppel bläst, hört man nicht. Es ist wundervoll. Das hier wird ein kleines Paradies.“
„Fehlt nur noch ein Grill“, sagte Ethan. „Und ein paar anständige Steaks.“
„Fleisch-Ersatz gibt es bereits, mein Lieber“, sagte Laura. „Das schmeckt, zusammen mit Mehlwurmbrei zu Burgern geformt, sehr gut. Für den Grill bräuchten wir aber Holz. Das haben wir nicht. Noch nicht.“
„Wenn die Apfelbäumchen von Maus wirklich so wild wuchern, wie sie sagt, werden wir bald welches haben“, sagte Ethan. „Sie sollen ja zu dichten Büschen wachsen, diese famosen Wildäpfel.“ Er grinste anzüglich. „Hinter solchen Büschen kann man interessante Dinge tun. Private Dinge.“ Er machte eine abfällige Geste. „Nun ja … Arne und Maus wohl eher nicht. Die haben es nicht so mit dem Privaten.“ Er lachte meckernd.
Als Laura sah, wie Antje zu Boden schaute, hätte sie Ethan am liebsten eine gescheuert. Sie beschloss, nie wieder bei seinen Sticheleien mitzumachen. Genug war genug.

*

Als sie zu Bett gingen, schnappte Antje sich Arne: „Nicht einschlafen, mein Lieber! Ich möchte noch eine Runde Privates!“ Sie pflückte ihn aus seinen Klamotten.
„Hossa! Du bist aber wild!“, sagte er grinsend und beteiligte sich an der Entkleidungsnummer.
„Ich war den ganzen Tag an der frischen Luft“, sagte Antje. Sie zerrte ihn zum Bett: „Komm schon!“
Dann ging es rund.

*

Am nächsten Tag hörte Arne, wie Ethan laut aufschrie.
„Holy cow!“, rief der Amerikaner. „It’s porno time! Das gibt’s doch nicht! Wow!“
Arne ging ins Habitat von Ethan und Laura. Der Amerikaner hockte vor dem Bildschirm und glotze mit großen Augen. „Was für eine Schau! Woopeee!“
Arne erfasste die Situation mit einem Blick. Auf dem TV-Screen lief Mars TV für Großbritannien. Dort war es abends nach zweiundzwanzig Uhr. Das war auch besser so, denn es gab eine delikate Sexszene zu sehen.
„Das ist ja ...“ Arne musste schlucken. Auf dem Bildschirm waren er und Antje im Bett zugange. Man hatte die Szene am Computer etwas nachgedunkelt, so dass nicht jedes Detail genau zu sehen war, doch man sah mehr als genug.
Antje kam herein. „Huch!“, machte sie und schlug die Hand vor den Mund. „Auweia! Da habe ich doch glatt vergessen, den Privatmodus einzuschalten. Ach herrjeh!“
Arne sah ihr an, dass sie log. Sie schaffte es kaum, ihr Grinsen zu unterdrücken, als sie sah, wie Ethan McDuff mit aufgerissenen Augen das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgte.
„Gott sei Dank habe ich sonst an allen Tagen zuvor dran gedacht“, sagte Antje. Sie sprach sehr laut und deutlich. Sie wollte, dass Ethan jedes Wort verstand.
Die Szene brach ab, kurz bevor die eindeutigen Geräusche in Richtung beginnender Orgasmus gingen. Das Gesicht eines Moderators erschien auf dem Schirm. Der Mann lächelte breit: „Wie ihr seht, liebe Leute, haben unsere Marsianer eine Menge Spaß da oben. Muss eine interessante Erfahrung sein, es bei gerade mal einen Drittel der Schwerkraft zu tun. Da kann man die tollsten Gymnastikeinlagen ausprobieren.“ Er lachte.
Dann kam Werbung.

18.02.2017 18:30 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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