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Stefan Steinmetz
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Mars First - Mit dem One Way Ticket zum Mars(33) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Eine Woche verging. Arne und Laura fuhren jeden zweiten Tag weiter hinaus, um Proben aus dem erstarrten Eisfluss zu entnehmen. Antje kümmerte sich um die Kuppel und Lindy-Flindy begleitete sie meistens dabei, außer sie durfte bei Arne und ihrer angebeteten Lauralieb mitfahren. Das Robotermädchen achtete darauf, dass die Batterie seines Raupenantriebs stets voll aufgeladen war.
Laura suchte nach Spuren von Leben in den Proben. Sie fand keine. Sie tat Arne leid. Wenn sie wieder einmal ihre Tests durchgeführt und nichts entdeckt hatte, hockte sie zusammengesunken da wie ein Kind, dass von seinen Eltern zur Strafe auf sein Zimmer geschickt worden war. Er konnte die ungeweinten Tränen in Lauras Augen sehen. Es tat ihm weh, sie so zu erleben. Er wünschte ihr von ganzem Herzen Glück bei ihrer Suche. Aber sie hatte nur Pech.
Er stand bei Laura in Habitat 3, an den Tisch ihres provisorischen Labors gelehnt. Lindy-Flindy hockte neben ihr auf ihrem Roverchen, das sie mit seinem Scheren-Hubtisch hochgehievt hatte.
Laura nahm die Augen vom Mikroskop. „Wieder nichts“, sagte sie.
Er hörte die Enttäuschung aus ihrer Stimme heraus. „Sollen wir morgen noch mal losziehen? Wir könnten es noch weiter draußen versuchen? Der Rover hat genug Power für eine lange Fahrt.“
Laura schaute zu ihm auf: „Das wird nichts bringen, Arne. Der Fluss verschwindet vor unseren Augen. Das Eis sublimiert jeden Tag schneller zu Gas. Bald wird nur noch das ausgewaschene Flussbett übrig sein.“
„Dann such doch im Sand“, schlug er vor. „Als das Wasser noch flüssig war, ist etwas davon im Sand versickert. Vielleicht findest du unter der Oberfläche etwas Interessantes.“
Laura schüttelte resigniert den Kopf: „Ich glaube nicht mehr daran, Arne.“ Sie blickte ihn mit ihren großen Augen an: „Es soll wohl nicht sein. Die liebe Misses Warden wird’s freuen.“
Lindy-Flindy griff mit ihren kleinen Händchen nach Lauras Hand: „Nicht traurig sein, Lauralieb. Du wirst was finden. Das tu ich dir versprechen!“ Sie schaute Laura aus großen Augen an. „Ehrlich! Lindy-Flindy hilft dir ganz viel beim Suchen! Du kriegst deine Bazillen oder deine Flechten.“ Das Roboterchen lächelte. „Oder du tust ein Fossil finden.“
Laura strich ihr durch den dicken schwarzen Haarschopf und zog sie spielerisch an den Affenschaukeln: „Ach Lindy-Flindy, wenn ich dich nicht hätte! Du bist ein Schatz.“
Das Robotermädchen fuhr bis an den Rand der Hubplattform. Sie kuschelte sich an Laura: „Lindy-Flindy hat Laura lieb! Lindy-Flindy will, dass Lauralieb was finden tut. Ehrlich!“
„Das will ich auch“, sagte Arne. Er schaute Lindy-Flindy verschwörerisch an: „Los! Wir zwei werden das jetzt ganz doll wollen für Laura!“
„Ja“, rief Lindy-Flindy. „Ganz doll!“
Laura wischte sich über die Augen. „Ihr seid mir ja zwei! Also gut. Ich werde morgen im Krater suchen. Ich werde im Sand buddeln und jeden Stein umdrehen.“ Sie stand auf.Das hier bleibt jetzt liegen. Ich muss was essen. Ich habe ein Loch im Magen.“
Sie ging zu dem Tisch neben ihrer primitiven Bettstatt. Sie holte ein Schüsselchen und füllte es mit allerlei Zutaten. Arne verfolgte die Zusammenstellung der Mahlzeit mit gemischten Gefühlen. Laura kombinierte Rosinen aus den Trockenvorräten mit dicken Bohnen, Erbsen und frischem Schnittlauch. Dazu gab sie Erdbeeren, kleingeschnittene Salatblätter und etwas Knoblauch. Das Ganze übergoss sie mit Sojamilch und aus Zuckerrüben gewonnenem Rohzucker.
Arne bekam große Augen. Als Laura zu ihm hochschaute, hob er die Hände: „Hey, nicht beißen, okay? Ist in Ordnung, Laura. Wenn dir das schmeckt, immer rein damit.“ Er griente. „Ich mach das auch gelegentlich. Soll ich dir was verraten? Auf der Erde habe ich gerne Brezeln mit Senf gegessen. Habe ich von meinem Opa. Iss nur, wenn es dir schmeckt.“
Laura begann zu löffeln.
Sie isst wie eine Schwangere, dachte Arne, aber er verbiss es sich, das laut zu äußern. Er wollte Laura nicht verletzen. Sollte sie ihr Arme-Leute-Essen genießen. Wenn es ihr schmeckte.
Lindy-Flindy fuhr von ihrem Rover herunter. „Lindy-Flindy geht raus“, verkündete sie. „Ich helfe Ethan. Der ist ganz allein auf der Baustelle.“
Arne riss sich vom Anblick Lauras los, die ihren seltsamen Mischmasch mit sichtbarem Behagen verschlang: „Warte Lindy-Flindy! Ich komme mit. Ich werde dem ollen McSchotten auch helfen. Ich habe drei Tage nix auf der Baustelle getan. Wird Zeit, mich mal wieder dort zu zeigen.“ Er lächelte Laura an: „Du kommst klar?“
„Ja, Arne.“ Sie lächelte zurück. „Ich weiß ja, dass du zurückkommst.“
Ihre Worte hinterließen ein seltsames Gefühl in ihm. Während er in seinen Marsanzug schlüpfte, dachte er über Laura Sunderland nach. Sie flirtete mit ihm. Das hatte er längst gemerkt. Sie scharwenzelte um ihn herum. Er wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Tat sie es, weil sie plötzlich Interesse für ihn empfand? Oder wollte sie Ethan ärgern? Vielleicht beides?
Wenn sie darauf aus war, Ethan McDuff zu ärgern, warum tat sie das? Wollte sie ihn eifersüchtig machen, um ihn zurück zu gewinnen, oder wollte sie ihn verletzen? Frauen konnten verdammt ungemütlich werden, wenn man ihren Zorn weckte.
Hätte Ethan das mit den blöden Kameras bloß nicht getan, dachte er, während er den Ärmelmonitor seines Anzugs studierte. Seine Batterien waren voll aufgeladen und die Lufttanks gefüllt. Er trat in die Schleuse. Lindy-Flindy folgte ihm.
Draußen stapfte er an der Reihe der Dragons entlang zur Baustelle. Lindy-Flindy sauste neben ihm her. Als sie Ethan McDuff mit schweren Steinen hantieren sah, gab sie Gas und raste auf den Amerikaner zu: „Ethan!“ Sie flitzte über den Boden, dass der rote Staub nur so stiebte. „Wir kommen dir helfen.“
Ethan setzte den Brocken, den er gerade geschleppt hatte, ab. Er fasste an seinen Ärmelmonitor und betätigte einen Taster. Sein Goldvisier fuhr herunter und verdeckte sein Gesicht, aber Arne hatte noch gesehen, wie traurig der Mann war. Ethan hatte sehr unglücklich ausgesehen.
Arne war hin und hergerissen. Einerseits hätte er dem Amerikaner stundenlang mit wachsender Begeisterung in den Hintern treten können, weil er diese miese Situation durch seine eigene Blödheit herbeigeführt hatte. Andererseits tat Ethan ihm wahnsinnig leid. Es musste beschissen sein, so dazustehen. Das Schlimme war, es würde sich nicht ändern und Ethan wusste das. Mit Laura war Sense. Das stand zu neunundneunzig Prozent fest.
„Hallo“, sagte Ethan. Seine Stimme klang rau in Arnes Helmlautsprechern. Er hatte sein Gesicht verdeckt und die Innenkameras in seinem Helm deaktiviert, aber seine Stimme verriet ihn. Es ging ihm nicht gut. „Schön, dass ihr zwei mir helfen kommt. Allein schafft man nicht viel.“
„Ab heute habe ich mehr Zeit“ sagte Arne. „Laura hat auch diesmal nichts gefunden. Sie will nicht noch weiter raus fahren. Sie meint, es sei sinnlos. Sie wird in Zukunft gleich hinter den Hügeln im Krater buddeln. Dazu braucht sie mich nicht. Ich bin ab morgen immer auf der Baustelle, solange Antje mich nicht als Arbeitsochsen in Kuppel 1 einspannt.“ Er bemühte sich, fröhlich zu klingen.
„Das ist fein“, sagte McDuff. Er hatte seine Stimme wieder unter Kontrolle. Er klang neutral.
„Lindy-Flindy hilft auch“, rief das Robotermädchen. Sie flitzte zu dem Brocken, den Ethan geschleppt hatte und packte ihn.
„Lindy-Flindy, nicht!“, rief Ethan. „Das ist zu schwer für ...“ Das letzte Wort blieb ihm im Hals stecken, als er sah, wie das Robogirl den Steinbrocken mit beiden Händchen fasste und in die Höhe hievte, als sei er aus Styropor. Trotz der dünnen Atmosphäre hörten die beiden Männer Lindys Servomotoren jaulen. Aber sie stemmte den roten Stein und schaute Ethan auffordernd an: „Wo soll das hin? Ins Fundament?“
„Holy cow!“, rief Ethan. „Wie viel PS hast du eigentlich? Dieser Stein wiegt locker seine fünfundzwanzig Kilo. Auf dem Mars, wohlgemerkt! Hoffentlich gerate ich nie in eine Schlägerei mit dir, Miss Flindy.“ Er lachte. „Ja, zum Fundament, kleine Helferin. Irgendwo neben die anderen Wacken.“
Lindy-Flindy sauste los, als wöge ihre Last nur wenige Gramm. Sie hielt perfekt die Balance, während ihre Raupen über Steine und Bodenunebenheiten schnurrten.
„Sie ist echt grandios“, meinte Ethan. Er hob einen anderen Brocken auf. Arne tat es ihm gleich. Ethan hatte eine kleine Pyramide aus verschieden großen Steinen aufgeschichtet. Diese verteilten sie nun auf der Fläche, die das Fundament werden sollte. Ethan hatte den Boden einen dreiviertel Meter tief ausgehoben. Sie füllten die zwanzig Meter messende kreisrunde Vertiefung mit Steinbrocken. Später würden sie alles mit Arnes Spezialbeton ausgießen. Die Brocken würden dem Fundament extra Festigkeit geben.
Lindy-Flindy arbeitete eifrig mit.
„Ist das nicht zu schwer für dich?“, fragte Ethan, als sie eine kurze Pause einlegten.
Lindy-Flindy schüttelte den Kopf: „Meine Motoren können das heben und mein Antrieb kann das Gewicht bewegen. Allerdings gehen meine Batterien schnell leer. Nicht nur der Akku von den Raupen, auch der Akku für meinen Oberleib.“ Sie wirkte, als horche sie in sich hinein. „Raupen-Restpower: 47 Prozent, Oberleib-Power für die Servos: 32 Prozent, Sicherheitsreserve für meine Denkprozessoren: 78 Prozent“, verkündete sie.
„Aha“, meinte Ethan. „Die Power für deine Denkmaschine geht vor, was?“
Lindy-Flindy nickte: „Ja. Denken braucht viel Power. Wenn man nicht gut denkt, tut man dumme Dinge.“
Eine Weile herrschte Stille. Dann sagte Ethan: „Da hast du verdammt noch mal recht, Kleines! Und ob man Dummes tut, wenn man nicht richtig nachdenkt.“ Er wandte sich wieder der Arbeit zu.
Arne arbeitete feste mit. Er stellte fest, dass es Spaß machte, richtig zuzulangen. Es war einfach gut, etwas zu tun, das Ergebnisse brachte, die man anschauen und anfassen konnte.
Wir bauen die nächste Kuppel, dachte er. Sakra, das ist unsere Nummer 2! Wir schaffen was. Seht her, ihr Großmäuler von der Erde, die ihr alles schlecht geredet habt! Wir ziehen bereits die zweite Kuppel hoch.
„Ich muss dann mal anfangen, die Fensterblöcke zu drucken“, sagte er. „Wir werden sie bald brauchen. Du hast eine Menge Ziegel auf Vorrat gemacht.“
„Ja, habe ich“, sagte McDuff. „Sag mal, glaubst du, wir könnten eine Dragon dazu bringen, in den Orbit aufzusteigen? Hier auf dem Mars wiegt alles nur ein Drittel dessen, was es auf der Erde auf die Waage bringt. Notfalls vielleicht mit angebauten Feststoffboostern.“
Arne unterdrückte ein Seufzen. Der gute McWillzurück ritt mal wieder auf der Heimkehrmöglichkeit herum.
„Den Treibstoff können wir herstellen“, fuhr Ethan fort, ohne Arnes Antwort abzuwarten. „Wir gewinnen Wasserstoff und Sauerstoff durch Elektrolyse. Die Feststoffbooster könntest du mit Perchloraten füllen.“
Arne wusste nur zu gut, was los war. Ethan hatte die Nase voll vom Mars. Es hatte angefangen, als die Voraus-Mission in der Atmosphäre verglühte. Damals hatte ein eisiger Schrecken McDickmaul gepackt und ihn nicht wieder losgelassen. Arne musste an die Nacht denken, als die Pumpe versagte, an die Panik in Ethan McDuffs Augen. Ethan fühlte sich nicht mehr sicher in der Kolonie. Der Einschlag des Meteoriten musste ein neuer Schock gewesen sein. Und dann die Sache mit Laura. Der Kerl hatte es drauf angelegt und verloren. Laura hatte ihn zum Teufel gejagt und nun stand er isoliert da und noch dazu mit dieser latenten Angst, die ihn nicht mehr losließ. Da zog er sogar einen gefährlichen siebenmonatigen Alleinflug durchs All vor, um wieder zur Erde zurückzukehren.
So wie es um Ethan stand, musste die Erde das verlorene Paradies für den Mann sein.
Der alternde Schönling wollte in sein altes Revier zurück. Auf dem Mars war es doch nicht so dolle, wie er es sich vor der Reise vorgestellt hatte.
Ethan hatte es sich und der ganzen Welt gezeigt, was für ein toller Typ er war, aber danach hatte der Mars ihm nichts mehr zu geben. Nun wollte er zurück zu McDonalds, Kino, Internet und dicken, amerikanischen Schlitten mit großer Stereoanlage, zurück zu TV und kaltem Bier, zu Steaks und Whisky, zurück zu seiner Segeljacht und dem weiten Ozean, den er sonnengebräunt besegeln konnte, begleitet von einem hübschen Mädchen, das ihn anhimmelte.
Er wollte seinen neuen Starruhm genießen, im Fernsehen auftreten, saufen und Weibergeschichten haben.
Warum eigentlich nicht?, dachte Arne. Wie oft habe ich davon geträumt, Ethan auf den Mond zu schießen? Schieße ich ihn halt auf die Erde!
Er war von Anfang an ein Störfaktor mit seiner Art. Er passte nicht in unser Team. In seiner Crew war er ein gefeierter Star, den die Fans liebten, aber bei uns war er schlicht fehl am Platz.
Soll er doch nach Hause fliegen, wenn er so wild drauf ist.
Das eine Dragon von hier aus startet halte ich für undurchführbar. Wir bräuchten ein ERV, ein Earth-Return-Vehicle. Warum sollten die uns nicht so ein Ding schicken?
Ich sollte anfangen, Ethan zu unterstützen. Wenn dann noch seine Fans mitmachen, lässt sich Mars First vielleicht erweichen und plant eine Rückkehrmission für McDickmaul. Dann bin ich ihn los.
Im Moment ist er zurückhaltend, aber nur, weil er sich nicht wohl fühlt. Sobald er wieder Boden unter den Füßen hat, fängt er mit seiner alten Nerverei an und spielt sich als Anführer auf. Mir wäre es recht, wenn er abhaut.
„Ob das mit Dragon geht, kann ich nicht sagen“, fing Arne an. „Aber warum sollte Mars First nicht darüber nachdenken, eine Rückkehrmission zu machen? Das ist machbar. Ganz sicher.“
„Meinst du?“ Ethans Stimme bebte vor Freude. Arne hörte ihm die Erleichterung an. „Ich denke das schon seit einer Weile. Man könnte Bodenproben und Eisproben zur Erde bringen.“
„Natürlich müsste jemand mitfliegen“, sagte Arne. „Ich denke nicht, dass man das automatisch hinkriegt. Es müsste ein Astronaut dabei sein und alles kontrollieren.“
„Ich würde es machen“, sagte Ethan. „Ich würde es auf mich nehmen.“
„Du wärst ein zweites Mal für sieben Monate im Weltall“, sagte Arne. „Stell dir das nicht zu leicht vor.“
„Was ist schon leicht?“, hielt Ethan dagegen. „Ich würde es tun.“
Fein, dachte Arne. Dann werde ich dich ab jetzt in Mars TV unterstützen. Wollen doch mal sehen, ob wir dich nicht zur guten alten Mutter Erde zurückbefördern können.

02.03.2017 21:28 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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