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Stefan Steinmetz
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Mars First - Mit dem One Way Ticket zum Mars(37) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Familie Bishop schaute Mars TV. Auf dem roten Planeten war der Staubsturm nach drei Tagen abgeflaut. Die Luft war wieder klar.
Die Thetterbee Sisters hatten die ganze Zeit vorm Bildschirm herum gezappelt und das Geschehen auf dem roten Planeten lautstark kommentiert. Im Moment hockten sie jedoch zu Ölgötzen erstarrt da und gaben keinen Piep von sich. Sie imitierten ihren Liebling Lindy-Flindy, die in Habitat 3 genauso bewegungslos auf dem Boden hockte und auf den Bildschirm starrte. Dort lief ein endloser Videostream von der Erde. Laura Sunderland wollte bei der Arbeit Musik hören.
Gerade wirbelte Chica tanzend über den Bildschirm und sang ihren Lindy-Flindy Song. Immer wenn dieser Song lief, verfiel Lindy-Flindy in ehrfürchtige Starre und lauschte andächtig dem Stakkato der Percussion, den wummernden Bässen und der hellen Schulmädchenstimme von Chica.
„Lindy-Flindy’s missed today. Lindy-Flindy’s gone away. Lindy-Flindy, Lindy-Flindy, Lindy-Flindy’s gone“, sang die Fünfzehnjährige mit der schwarzen Cosplayerperücke.
„Kleid von Chica“, sagte Lindy-Flindy, als der Song verklang. „Ist schön. Aber Schulmädchen tragen das nicht.“
Laura kniete neben ihr und umarmte sie: „Das ist ein Cosplay-Kostüm. Sieht ein bisschen nach Sailor Moon aus.“
„Sailor Moon?“
„Lies es aus der Bibliothek des Zentralcomputers aus. Dort ist es bestimmt gespeichert. Wenn nicht, mach dich übers Internet schlau.“
Lindy-Flindy lehnte ihr Köpfchen an Lauras Brust: „Nein. Lindy-Flindy hilft Lauralieb beim Ernten. Sonst bekommt die Crew kein Essen.“ Sie half Laura dabei, Bohnen zu pflücken und Möhren und Kartoffeln auszugraben. Die Pflanzung in Habitat 3 war geschrumpft, seit Laura sich darin wohnlich eingerichtet hatte, aber einiges wuchs noch in tiefen Pflanzschalen unter sonnengleichem LED-Licht.
Laura war aufgekratzt. Eine halbe Stunde zuvor hatte eine Videobotschaft ihrer Schwester sie erreicht. Shirley hatte ihr mitgeteilt, dass sie sich bei Mars First gemeldet hatte und sie angenommen worden war. Laura war selig.
„Stell dir vor, Lindy-Schatz, in spätestens vier Jahren kommt meine kleine Schwester!“, rief sie beim Ausbuddeln der Kartoffeln. „Shirley hat mir gesagt, die Prüfer von Mars First hätten sie ganz oben auf die Liste gesetzt. „Ach! Ich freue mich ja so!“
Lindy-Flindy sah zu ihr hoch: „Laura hat Shirley lieb?“
Laura lächelte dem Robotermädchen zu: „Ja! Sehr!“ Sie erhob sich und tat die Ernte in eine Plastikschüssel. „Komm, Schatz. Wir gehen zu Arne und Maus ins Habitat. Die können uns beim Putzen des Gemüses helfen. Ich bin heute mit Kochen an der Reihe.“
„Wo ist Ethan?“, fragte das Roboterchen.
Laura rollte mit den Augen: „Der ist draußen und schaut sich das Desaster an, das er angerichtet hat. Er stochert in der zerplatzten Kuppel herum und kramt zusammen, was man noch gebrauchen kann. Er meint, dass er vielleicht den Wasseraufbereiter wieder hinkriegt, wenn er einige Ersatzteile am 3-D-Printer ausdruckt. Das kann er ja – Basteln. Er ist ein Tausendsassa, wenn es darum geht, kaputte Sachen zu reparieren.“
Lindy-Flindy schaute zu Laura auf. „Ethan ist traurig. Ganz schlimm traurig. Wie Lauralieb. Bitte, könnt ihr euch nicht wieder vertragen?“ Lindys Gesichtsausdruck war ein einziges Flehen.
Laura seufzte. „Ach, Schatz!“ Sie beugte sich zu Lindy-Flindy hinunter und fasste sie an der Schulter. Das Robotermädchen hielt den Kopf gesenkt und lugte unter seinem dicken, schwarzen Haarschopf zu Laura auf.
„Liebling, das geht nicht“, sagte Laura. Sie streichelte Lindy-Flindy über die Wange.
Lindy-Flindy hielt weiter den Kopf gesenkt.
„Lindy-Flindy?“, fragte Laura.
„Warum?“, rief Lindy-Flindy. Sie schaute zu Boden. „Es tut Ethan weh! Es tut Lauralieb weh!“ Sie machte eine Bewegung, als würde sie heftig ein und ausatmen. „Und Lindy-Flindy auch!“
„Gott! Kleines!“ Laura stellte die Gemüseschüssel ab. Sie kniete erneut vor dem Robotermädchen und umarmte es. „Es geht nicht“, sagte sie.
Lindy-Flindy gab ein Geräusch von sich, das erschreckend echt wie ein lautes Schluchzen klang. „Warum nicht? Ihr müsst euch doch nur wieder vertragen! Bitte Lauralieb!“
Laura hielt sie fest. „Tut mir leid, Kleines. Das ist unmöglich. Ethan hat etwas sehr Böses getan, etwas Ekliges. Er war gemein zu mir. Dabei ist etwas kaputtgemacht worden zwischen uns. Das kann man nicht reparieren.“
Laura drückte Lindy-Flindy. „Ich habe zu Ethan gehalten, die ganze Zeit. Im Schiff schon. Wenn ich die Klappe aufriss … das ist gar nicht meine Art. Ich tat es, um ihm zu zeigen, dass ich auf seiner Seite bin. Ich habe ihm vertraut und er hat dieses Vertrauen missbraucht. Was er gemacht hat, hat mir sehr, sehr weh getan. Er hat mich verletzt. Ich kann mich nicht mehr mit ihm vertragen.“
„Aber Ethan ist ganz allein!“, begehrte Lindy-Flindy auf.
Laura hielt das Roboterchen an den Schultern fest und schaute es an: „Daran ist er selbst schuld. Keine Angst, das wird schon wieder. Bald startet die zweite Crew und sieben Monate später sind sie hier. Es ist Ethans ursprüngliche Crew, seine Kumpane. Mit denen kann er sich zusammen tun.“ Sie lächelte Lindy-Flindy an: „Na, wieder alles gut?“
Lindy-Flindy hockte still da und starrte zu Boden. Als sie zu sprechen begann, war ihre Stimme so leise, dass man sie fast nicht verstand: „Lindy-Flindy hat Angst.“
Vorm Fernseher verkrallte sich Penelope regelrecht in ihre Zwillingsschwester. „Chola!“, sagte sie leise. „Chola!“ Sie sprach das „Ch“ aus wie Deutsche das „ch“ in dem Wort „Buch“ aussprachen.
Abigail klammerte sich an Penny. „Chola!“, wiederholte sie.
Liam und Dorothy sahen sich an. Dieses Wort hatten sie nie zuvor von ihren Töchtern gehört.
Laura schritt mit ihrem Gemüse durch die Dragon-Reihe zum Habitat von Antje und Arne. Lindy-Flindy rollte mit hängenden Köpfchen hinter ihr her. Weiter hinten kam Ethan aus der Schleuse. Er stieg aus seinem Marsanzug und hängte ihn auf. Er schloss ihn nicht an die Versorgung an. Laura schüttelte unmerklich den Kopf.
„Wann erreicht sie die frohe Botschaft?“, wollte Dorothy wissen.
„Müsste jeden Moment soweit sein“, antwortete Liam. „Innerhalb der nächsten zehn bis fünfzehn Minuten.“
Sie sahen zu, wie die vier Kolonisten sich um den Tisch versammelten und einträchtig das Gemüse putzten. Ethan McDuff arbeitete mit, aber man spürte die Spannung, die über der Szene lag.
Der TV-Bildschirm, auf dem die ganze Zeit eine Dokumentation über den Südpol des Mars gelaufen war, änderte die Anzeige. Liam Bishops Gesicht wurde eingeblendet. Liam hatte die Aufnahme am Morgen im Studio gemacht.
„Hallo Leute“, sprach er aus den Lautsprechern. „Hier ist Liam Bishop von Ground Control. Ich habe Nachrichten für die Kolonie. Die nächste Crew wird in Kürze starten. Es hat sich eine Änderung ergeben.
Rick Turner ist aus dem Krankenhaus entlassen worden. Es geht ihm gut. Er hatte einen Motorradunfall, wie ihr wisst. Dabei hat er sich eine Verletzung am Rücken zugezogen. Nichts Weltbewegendes, haben die Ärzte einstimmig verlautbaren lassen. Aber Rick hat sich entschlossen, unter diesen Umständen die Reise zum Mars nicht anzutreten. Er meinte, wenn es später doch zu Komplikationen käme, hätte er nicht die nötige medizinische Versorgung zur Verfügung. Da kann ich ihm nur recht geben. Er war traurig, als er mir seine Kündigung mitteilte, aber er sagte, er könne nicht mitfliegen.
Ein Ersatzmann wird an der zweiten Mission teilnehmen. Die Zuschauer haben gewählt. Katsuro Yamamoto wird zur Crew Nummer 2 stoßen und zum Mars fliegen.“
„Thetterbee-Moto“, riefen die Zwillinge. Sie zogen steckten die Zeigefinger in die äußeren Augenwinkel und zogen ihre Augen zu Schlitzen. Sie lachten ihre Eltern mit „Japaneraugen“ an: „Thetterbee-Moto fliegt zu den Marsies! Das ist thetter-thetterbee!“

Auf dem Mars freute sich Arne Heuermann wie ein Schneekönig. Yamamoto kam. Wenn das mal keine gute Nachricht war.
Katsuro kann bei uns „einsteigen“, dachte er, McDickmaul kann zu seiner alten Crew abwandern. Vielleicht herrscht dann endlich Ruhe auf dem Mars. Junge, das ist eine tolle Nachricht!
Ein Alarm ertönte. Er stand auf: „Das ist die Wetterstation. Ich habe sie angewiesen, zu melden, wenn die Atmosphäre staubfrei ist. Mist! Ich muss zur vorderen Dragon, um das Ding abzuschalten.“ Er lief los und marschierte durch die Reihe der Kapseln. Er fühlte sich beschwingt und fröhlich. Katsuro Yamamoto kam. Eine tolle Nachricht. Der ruhige Japaner würde für eine Entspannung der Lage sorgen. Er konnte sich Team 1 anschließen und Ethan McKnurrhahn konnte in sein ursprüngliches Team zurückkehren.
„Verdammt gute Idee“, brummte Arne.
Im Vorbeigehen sah er, dass Ethan seinen Marsanzug wieder einmal nicht an die Versorgung angeschlossen hatte. Er tat, als hätte er es nicht gesehen und ging zu dem Wanddisplay. Er stellte den Alarm ab.
„Atmosphäre auf Normalwert“, las er auf dem kleinen Bildschirm. „Staubgemenge auf üblichem Level.“
Fein, dachte Arne. Der Staubsturm ist endgültig vorüber.
Er kehrte zum Habitat zurück. Ethan McDuffs Anzug schloss er nicht an.

08.03.2017 20:29 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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