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Stefan Steinmetz
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Dabei seit: 10.02.2006
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Das Lehm(18) Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       IP Information Zum Anfang der Seite springen

Am nächsten Tag bat Clometsch Borkruther, der Ziegelmacher, Themas um Unterstützung. Seine Frau Moehnie hatte Kreuzweh und konnte ihn nicht unterstützen.
„Stuffar und Ulbert sind nicht da“, erklärte der Ziegelmacher, als Themas bei ihm anrückte, „Sie sind beide bei Moehnies Cousin in Südlehmingen und lernen alles über Bienenhaltung. Vielleicht werden sie später im Nebenerwerb Imker. Bienen sind wichtig. Sie bestäuben unsere Nahrungspflanzen in den Gärten und die Obstbäume.
Leider bin ich jetzt ganz allein, denn Tithra ist mit ihren acht Jahren zu klein, um richtig mit anzupacken. Ich möchte aber noch eine Extraladung Ziegel brennen, um sie beim nächsten Mal mit nach Landsweiler zu transportieren. Ein Händler hat eine große Marge geordert. Er zahlt gut. Ich habe ihm versprochen, zu liefern.“
„Geht klar, Clometsch“, sagte Themas. „Ich helfe gerne.“ Er half dem Ziegelmacher dabei, Ziegel zu formen und zum Trocknen auszulegen und fertig getrocknete Rohlinge im Brennofen aufzuschichten.“ Er kam vor Ungeduld schier um, aber er konnte es sich nicht leisten, Clometsch seine Hilfe zu verweigern. Das wäre sofort aufgefallen. Ein solches Verhalten gehörte sich nicht. Das gab es nicht im Lehm. Man half einander. Man stand einander bei, egal um was es sich handelte.
Während er Brennholz heranschaffte und im Ofen aufsetzte, dachte Themas daran.
Es ist nicht alles schlecht im Lehm. Die Menschen halten zusammen. Man hilft sich gegenseitig. Niemand steht allein da.
Bei dem Gedanken war ihm ganz sonderbar zumute.
Wenn ich fortgehe, lasse ich all das hinter mir. Wird es im Draußen auch so sein? Helfen die Menschen einander? Oder bleibt jeder für sich?
Themas hatte keine Ahnung. Er wünschte sich, mit seiner Tante darüber reden zu können. Vielleicht beim nächsten Ausflug ins Draußen? Vorerst musste er sich in Geduld üben.
Clometsch freute sich über seine Hilfe. Der Ziegelmacher bedankte sich überschwänglich bei Themas und die achtjährige Tithra wurde vor Freude rot, als Themas den Gemüseeintopf lobte, den die Kleine für die beiden wackeren Ziegelmacher gekocht hatte.
Tag für Tag arbeitete Themas in der Ziegelei. Er war von morgens bis abends beschäftigt und kam nicht dazu, das Heft von Tante Brilla zu lesen. Abends hätte er es heimlich auf dem Dachboden lesen können, aber er traute sich nicht, da oben eine Kerze anzuzünden, aus Angst, dass man das sehen konnte. Außerdem war er hundemüde, wenn er nach einem harten Arbeitstag nach Hause kam.
Also übte er sich in Geduld, auch wenn es ihm schwer fiel.
Ich habe Zeit bis zum nächsten Vollmond, dachte er. Vorher kann ich sowieso nicht mit Tante Brilla oder Onkel Jidler sprechen.
Die Angelegenheit brannte ihm unter den Nägeln. Er konnte es kaum erwarten, von der Arbeit in der Ziegelei frei zu kommen. Gut war, dass er danach erst mal ein paar Tage lang nicht woanders angeheuert werden konnte. Jeder wusste, wie anstrengend die Arbeit bei Clometsch Borkruther war und niemand würde sich wundern, wenn Themas sich ein paar Tage frei nehmen würde.
Trischa sah er in jenen arbeitsreichen Tagen nur selten. Einmal kam sie in der Ziegelei vorbei und half der kleinen Tithra beim Kochen des Mittagessens und sie erledigte die Wäsche für Moehnie, weil sie sich immer noch nicht gut bücken und nichts Schweres heben konnte. Beim Essen leistete sie ihnen Gesellschaft. Themas freute sich, das Mädchen zu sehen.
Sie hilft, wo sie kann, dachte er. So geht es im Lehm zu. Wird das im Draußen auch so sein? Helfen sich die Menschen dort gegenseitig?
Als er sah, wie Trischa der kleinen Tithra eines ihrer letzten Bonbons schenkte, die er ihr aus Landsweiler mitgebracht hatte, fühlte Themas einen Stich im Herzen. Nein, im Lehm war nicht alles schlecht. Die Menschen waren gut. Es waren herzliche, hilfsbereite Leute, die zusammen hielten und sich gegenseitig unterstützten.
Schließlich kam der Tag, an dem Themas und Clometsch den letzten Brennofen voller Ziegelrohlinge in Gang setzten. Am selben Tag kamen Stuffar und Ulbert aus Südlehmingen zurück. Themas fiel auf, wie still der dreizehnjährige Stuffar war. Der Junge hatte einen Zweitling gehabt, der unter der Treppe gelebt hatte. Ein Jahr zuvor war er zur Gabe erwählt worden und ins Lehm geschickt worden.
Ob Stuffar auch Kontakt zu seinem Zwillingsbruder hatte, als er noch lebte?, überlegte Themas. Dann hat es ihn hart getroffen, ihn zu verlieren.

*

Tags darauf konnte Themas endlich ausreißen, um das Heft zu Ende zu lesen. Er begab sich zu einer anderen Rötelfundstelle und verzog sich ins Gebüsch, um in Ruhe zu lesen.
„Was über das Lehm sonst noch bekannt ist“, stand da geschrieben. „Niemand weiß genau, wann es begann. Es ist Jahrhunderte her. Sicher ist, dass das Lehm recht schnell aus dem Einschlagkrater hervor wuchs und sich ausbreitete, so lange die Wälder ringsum noch vom Einschlag niedergelegt waren. Wo der Same aus den Weiten des Alls einschlug, bildete sich der Mittensee und das Steilkliff mit der großen Höhle.
Von dort aus kamen auch die Beigaben, die im Samenkorn schlummerten, denn im Lehm gibt es Lebensformen, die es im Draußen nicht gibt. Da wären die großen blauen Krebse im zentralen See, die die Fischer in Reusen fangen, der schreckliche Horro und der Knorrenbusch, den es sonst nirgends auf der Erde gibt. Selbst das Heidekraut und das Gras sind nur im Lehm zu finden. Nichts von diesen Lebensformen wächst und gedeiht draußen in der Welt.
Ein Lehm wächst rasch aus seinem Einschlagkrater und kontrolliert dann das ganze Land, das es überwuchert. Es kontrolliert alles, sogar das Wetter. Im Sommer ist es nie heiß und niemand bekommt einen Sonnenbrand durch die starke Strahlung des Zentralgestirns. Im Winter ist es niemals eisig kalt. Es friert niemals. Regen kommt, wenn überhaupt, nur nachts durch die Sperre, die das Lehm in der Atmosphäre errichtet hat und nur so viel, wie das Lehm braucht.
Dieses Wasser verteilt das Lehm durch unterirdische Adern und hält damit das Land fruchtbar.
Das Lehm ernährt sich von Abfällen und pflanzlichen Überresten und von lebenden Kreaturen. Jedes Lehm lauert dort, wo es entsteht, auf intelligentes Leben, denn es liebt die Macht über intelligente Lebensformen.
Eisen scheint dem Lehm nicht zuträglich. Es meidet es. Eisen, auch in Form von Erzen, hindert es am Wachsen. Darum ist unser Lehm hier draußen in den unendlichen Wäldern eher klein. Man hat herausgefunden, dass diese Wälder reich an Erzen sind. Wären sie es nicht, wüchse das Lehm immer weiter.“
Themas schauderte bei dem Gedanken an ein unendliches Lehm, das immer weiter wuchs und schließlich den gesamten Planeten überzog, eine weltumspannende rote Einöde, die alle Menschen der Erde gefangen hielt. Alles war rot. Alles lebte unter der Herrschaft einer halbintelligenten Landschaft, die ständig Menschenopfer verlangte. Wenn er nur daran dachte spürte Themas Übelkeit in sich aufsteigen.
„Es gibt auch die Meinung, dass ein Mineral, welches der fliegende Himmelsbote mitbrachte daran schuld hat, wenn ein Lehm nicht über fünfzig Kilometer Durchmesser hinauswachsen kann. Dieses Mineral ist ein spezieller Bodendünger. Es macht das Holz der umliegenden Wälder besonders hart und wertvoll. Fehlt dieses Mineral auf einem Planeten vollständig, kann das entstehende Lehm nicht groß werden. Dies scheint auf unserer lieben Erde der Fall zu sein. Hier gibt es nur die Menge an Mineral, die der fliegende Same mitbrachte.
Ein Lehm, das aus einem Samen entsteht, ist also zwei Wachstumsfaktoren unterworfen: Es braucht auf der einen Seite das spezielle Mineral zur Ausbreitung und es darf kein Eisen geben, welches diese Ausbreitung verhindert.“
Themas versuchte, die Information zu verdauen. Das Lehm war nicht einmalig. Es konnte überall in den Weiten des Alls weitere Gebiete geben, die intelligentes Leben gefangen hielten. Wenn ein durchs Weltenall treibender Same einen Planeten traf, der geeignete Bedingungen bot, keimte er und ein Lehm entstand. Es wuchs und dann lauerte es auf denkfähiges Leben, um es zu beherrschen.
Er las weiter.
„Es könnte irgendwo auf der Erde weitere Lehmgebiete geben. Wer weiß das schon?
Die Menschen, die vor Jahrhunderten ins Lehm einwanderten, tappten arglos in eine riesige Falle. Das Lehm ließ sie ein, verweigerte ihnen aber das Fortgehen. Wer fliehen wollte, der wurde gnadenlos getötet. Das ist auch heute noch so und wird immer so bleiben. Was das Lehm einmal hat, lässt es nicht mehr los.
Wo kam das Lehm her? Wie lange reiste der Samen durchs All? Woher stammt er? Keiner kann es sagen.
Fest steht: Ist ein Lehmgebiet „erwachsen“ und hat eine Lebensform gefangen, die es beherrschen kann, sendet es Samen aus. Bei uns kam es vor zwei Jahrhunderten zum ersten Mal dazu. Seitdem findet der Samenauswurf im Abstand von etwa fünfzig Jahren regelmäßig statt.
Es kommt des Nachts zu starken, erdbebenartigen Erschütterungen. An drei Stellen rund um den zentralen See öffnet sich die Erde und große Brocken werden empor geschleudert. Diese fliegen so schnell, dass sie durch die Reibung an der Luft zu glühen beginnen. Sie sehen aus wie Sternschnuppen, nur dass sie nicht zur Erde fallen sondern aufsteigen und ins Weltenall hinausfliegen. Das ist die Art des Lehms, Samen zu verstreuen.
Noch zu der Tatsache, dass das Lehm Eisen meidet: Dies stellte man fest, als die ersten Kontakte zum Draußen entstanden. Früher waren die Gitter vor den Verliesen der armen Opferkinder aus Bronze. Man sagt, das Lehm holte sich in den Vollmondnächten so manche Gabe vor der Zeit. Seit die Gitter aus Eisen sind, ist dem ein Riegel vorgeschoben.
Auch tragen seither die Lehmpriester eiserne Ketten an Hand- und Fußgelenken. Heilig nennen sie dies. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt!“
Hinter den letzten Satz hatte der Schreiber ein kleines grinsendes Gesicht gezeichnet.
„Wir empfehlen jedem, der die Flucht wagen möchte, zum Schutz Eisenketten zu tragen, wenigstens an den Knöcheln. Dies könnte einen zusätzlichen Schutz bedeuten. Bis heute ist kein Fall bekannt, dass einer dem Lehm zum Opfer fiel, der solchen Schutz trug.
Nun zur Flucht:
Solltest du es wagen wollen, so tue es niemals in den Nächten zur Zeit des Vollmondes. Dann ist das Lehm auch des Nachts wach und es würde spüren, dass sich jemand auf seiner Oberfläche davonmachen will. Gehe nur in den Nächten um Neumond nach draußen.
Das Wichtigste aber ist, dass du niemals der breiten Dammstraße ins Draußen folgen darfst! Nie sollst du auf ihr gehen! Meide die Straße, an der die große Lehma-Statue steht! Denn dort ist das Lehm selbst während der Neumondnächte wach genug, um einen Flüchtling zu spüren. Es würde dir den sicheren Tod bereiten!“
Rallie!, dachte Themas. Rallie Hoekker hat das nicht gewusst. Sie ist der Dammstraße gefolgt. Das hat sie das Leben gekostet. Er las weiter.
„Nebenwege sollst du nutzen! Laufe durch Gebiete abseits der Dörfer. Gehe mitten durch die Wildnis und folge schmalen, kaum sichtbaren Pfaden! Bewege dich nicht zu schnell! Gehe langsam, als ob du einen Spaziergang unternähmest! Das ist die beste Garantie dafür, das Lehm nicht zu wecken. Tust du wie dir gesagt, so hast du eine gute Chance, dem Lehm zu entrinnen.“
Themas fühlte ein Würgen im Hals. Wie viele Menschen waren dem Lehm zum Opfer gefallen, weil sie den Trick mit den Nebenwegen nicht kannten? So viele hatten sterben müssen! So viele waren ermordet worden! Beinahe jedes Jahr versuchten Menschen, dem Lehm zu entfliehen.
Onkel Jidler und Tante Brilla hatten offensichtlich Bescheid gewusst. Sie waren entwischt. Sie mussten ein Heft gefunden haben, in dem geschrieben stand, wie man dem Lehm entkommen konnte.
Er sah sich sein eigenes Heft an. Es kamen nur noch wenige Seiten. Themas las sie.
„Es soll an dieser Stelle eine Empfehlung ausgesprochen werden. Sie ist ein zweischneidiges Schwert. Folgst du ihr, hilft sie dir, denn sie wird dich vor Verfolgung schützen. Den armen Menschen, die weiterhin im Lehm gefangen sind, wird hingegen damit Angst gemacht. Dadurch mag es sein, dass so mancher, der willens zur Flucht war, sich dieses noch einmal überlegte. Das ist ungeheuer traurig, doch bedenke, dass du dich schützen musst, wenn du das rettende Draußen erst einmal erreicht hast.
Es ist kaum bekannt, aber das Lehm fordert von seinen Leuten, nach Flüchtlingen Ausschau zu halten, wenn die Karawane einmal im Monat nach draußen geht. Man wird jedoch nach keinem suchen, der als tot gilt.
Nimm also Ersatzkleidung mit, wenn du fliehst. Bist du draußen, so entledige dich deiner Kleidung und wirf sie aus sicherer Entfernung ins Lehm. Das Lehm in seiner boshaften Gier wird sie ergreifen und zur Dammstraße spülen, damit die Menschen sie finden und annehmen, es sei wieder jemand vom Lehm getötet worden, der ins Draußen entfliehen wollte.
Du aber ziehe deine Ersatzkleidung an und gehe deiner Wege. Gehe rasch! Zaudere nicht! Lauf, bis du die ums Lehm herumlaufende Eisenbahn erreichst! Es gibt einen Fußweg neben dem Geleisen. Diesem folge bis du Landsweiler erreichst.
Ehe du fliehst, solltest du vielleicht Münzen sammeln, denn dann kannst du in der Frühe den ersten Zug nehmen, der von Landsweiler wegfährt. Die flinken Dampflokomotiven der Leute im Draußen werden dich schnell davon tragen. Fehlen dir die Münzen, folge dem Lauf der Schienen. Es hat einen Weg direkt neben den Geleisen, wo Wanderer und Pferdefuhrwerke verkehren.
Gehe rasch! Halte dich nicht auf! Es gilt, schnellstens vom Lehm fortzukommen, denn es wird Verfolger hinter dir herschicken! Du musst laufen!Wenn du erwischt wirst, bringt man dich ins Lehm zurück. Man wird im Geheimen über dich zu Gericht sitzen. Das Urteil lautet stets gleich: Du wirst zur Strafe für deine Tat dem Lehm übergeben. Es gibt kein Entkommen.
Also eile dich! Je eher du vom Lehm fortkommst, desto besser!“
Ach nee! Es gehen sogar Sucher nach draußen?!? Themas war baff. Das hatte er nicht gewusst. Da hielten die Priester wohl den Deckel drauf. Und all die erwachsenen Männer, die zu den Suchmannschaften gehörten.
Ob Papa auch …?
Sein Vater hatte oft mitmachen müssen, wenn jemand gesucht wurde, der „sich verirrt“ hatte. Wusste er? Und hatte er seiner Frau etwas davon gesagt, oder hatte man ihn gezwungen, es für sich zu behalten?
Das Lehm ist böse, dachte Themas.
Spätestens an dieser Stelle war klar, dass seine Heimat nichts anderes war, als ein gigantisches, von halbintelligentem Leben erfülltes Spinnennetz, dass seine Opfer nicht mehr hergeben mochte. Das Lehm war nicht gut. Es war nie gut zu seinen Menschen gewesen. Es wollte nur herrschen und töten!
Er blätterte um. Es kam noch eine Seite, dann war das Heft zu Ende.
„Nun hast du alles gelesen, lieber Mitmensch. Das Lehm ist nicht gut. Es knechtet seine Menschen und raubt ihnen die Kinder. Es reißt ihnen die Herzen aus der Brust. Es labt sich an Angst und Furcht. Niemand kann in einer solchen Gegend wahre Heimat finden. Es gibt nur einen Weg: die Flucht!
Ergreife sie! Fasse Mut und geh fort! Es wird dir im Draußen besser ergehen. Die, die bereits entronnen sind, werden dir das bestätigen. Fürchtest du, alle Lieben zu verlieren und in der Fremde ganz und gar allein da zu stehen? Die Menschen in der Welt sind gut und freundlich. Man wird dich mit offenen Augen aufnehmen. Und so du die Gesellschaft derer suchst, die ein Leben lang um dich waren, gehe nach Rodental. Es ist eine kleine Stadt, die achtzig Kilometer weit weg vom Lehm liegt. Dort hat es ein Viertel, in dem viele Geflüchtete leben. Man wird dir ein warmes Willkommen bereiten. Du wirst viele Bekannte und Verwandte treffen. Du wirst nicht allein sein.
Zum Schluss noch eine Bitte an dich: Jemand hat sich große Mühe gemacht, um dieses Heft für dich zu schreiben. Wirf es bitte nicht weg. Wenn du es wagst, gehe hin und machte Kopien davon, so viele du möchtest. Sei vorsichtig! Wenn man dich dabei erwischt, kann das schreckliche Folgen für dich haben.
Bevor du fliehst, lege die Kopien an Plätzen aus, wo sie früher oder später gefunden werden – vielleicht auf dem Dachboden unter den Wintersachen oder an Stellen im Hause, wo man irgendwann darauf stoßen muss. Gehe damit in die Häuser deiner Freunde und Verwandten. Damit verschaffst du anderen Menschen, die im Lehm gefangen sind, die Chance auf Flucht.
Dieses Heft wurde schon oft Stellen ausgelegt. Wir wissen nicht, wie viele Menschen im Lehm Bescheid wissen. Es mag sein, dass manche es aus Angst wegwerfen. Andere vernichten es oder übergeben es gar einem Lehmpriester. Doch es wird immer Leute geben, die für dieses Heft dankbar sind. Viele Geflohene haben uns erzählt, dass erst dieses Heft ihnen die Möglichkeit zur Flucht aufzeigte.
Tue auch du bitte deinen Anteil daran, noch mehr Menschen zu befreien.
Und nun: Steh auf und fasse dir ein Herz! Fliehe! Verlasse das verderbte Lehm. Es ist kein guter Platz für Menschen. Es ist bösartig und mörderisch. Es hält unschuldige Kinder ein Leben lang in Todesangst, bevor es sie grausam umbringt. Etwas, das Menschenopfer verlangt, kann nicht gut sein!
Verlasse das Lehm! Du wirst es nicht bereuen! Viele werden dir folgen!
Mit der Zeit werden es immer mehr sein, die gehen. Je mehr Hefte wir hinterlassen, je mehr Menschen bekommen die Möglichkeit, zu wählen, ob sie unter der Herrschaft von etwas unendlich Bösem leben wollen oder in Freiheit.
Lass das Lehm hinter dir! Es ist ganz leicht.
Unsere guten Wünsche sind mit dir.“
Themas klappte das Heft zu. Er starrte blicklos ins Gebüsch.
„Das ist ja ein Ding!“, flüsterte er.

14.08.2017 18:23 Stefan Steinmetz ist offline Email an Stefan Steinmetz senden Beiträge von Stefan Steinmetz suchen Nehmen Sie Stefan Steinmetz in Ihre Freundesliste auf
 
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